RITUALE IN DER TRANSFORMATION

Gefühlsduselei, esoterisches Zeugs, Zeitverlust ....... ?

Die Shin Byu Zeremonie in Myanmar

Kleine Prinzen, festlich herausgeputzt in kunstvoll bestickten Seidengewändern, auf geschmückten Pferden reitend, geführt von den stolzen Eltern. Die feierlichen Minen der zukünftigen Novizen lassen erahnen, dass sich die Kinder des Ernstes und der Bedeutung dieses Rituals sehr bewusst sind. Dann werden die königlichen Gewänder abgelegt und nach der rituellen Kopfrasur gegen die safrangelbe Mönchsrobe getauscht – und die Eltern knien nieder und zollen den frischgeweihten kleinen Mönchen ehrfürchtigen Respekt. 

Es ist wirklich beeindruckend und berührend, dieses Ritual in Myanmar nur schon als Zuschauer erleben zu können. Ganze Dorfgemeinschaften bereiten sich über mehrere Tage auf dieses wichtige Ereignis vor. Der Umzug durch das Dorf ist begleitet von spezieller Musik und Tänzen und vor allem eindrücklich sind die festlich gekleideten Menschen. Unschwer festzustellen, dass sich hier ein ganzes soziales System in einem speziellen Ritual verbindet und damit auch ihre Zugehörigkeit zum Ausdruck bringen. Hier wird Gemeinschaft zelebriert. Ein Beispiel für mehr Rituale im Business-Kontext und in Change-Prozessen?

Damit Rituale ihre Wirkung entfalten können

Wir wissen, dass Rituale je nach Situation und Art des Rituals unterschiedliche Wirkungen haben. Rituale stiften Gemeinschaft, geben Sicherheit, stärken Traditionen, bauen Angst und Stress ab, überhöhen den Alltag, markieren Übergänge, generieren Sinn und Bedeutung und treffen Menschen in einer starken Weise auf der emotionalen Ebene. Gerade diese Ebene hat eine enorme Bedeutung in Veränderungs-Situationen und den daraus erfolgten Transformations-Prozessen. Es macht also durchaus Sinn, sich in Change-Prozessen mit Ritualen zu beschäftigen und diese als Wirkungsverstärker einzusetzen.

Die Wichtigkeit von Ritualen in Transformations-Prozessen

Veränderungen in Unternehmen lösen immer nebst der Freude am Neuen in unterschiedlicher Ausprägung Unsicherheit, Angst, Desorientierung und Verlustgefühle aus. Man kann auch sagen, dass den Mitarbeitern eine Art Heimat verloren geht, sie fühlen sich im luftleeren Raum. Verstärkt werden diese Empfindungen zusätzlich durch flexible Arbeitsplatz-Systeme, unklare und sich schnell wechselnde Strukturen und Prozesse und aktuell auch durch vermehrte Homeoffice-Tätigkeiten. Es braucht heute mehr denn je neue Bezugssysteme, Werte und Rituale, die das Gesamtsystem Unternehmen zusammenhalten und den Menschen eine verbindende Orientierung geben.

Verschiedene Formen von Ritualen fein abgestimmt einsetzen

Ein wichtiger Grundsatz vor dem Start in einen Transformations-Prozess: Genau hinschauen, welche Rituale schon existieren und welche davon verstärkt oder ersetzt werden können. Der Einsatz von Ritualen in Transformations-Prozessen muss zu einem festen Bestandteil eines solchen Projekts werden. Rituale für die Förderung der Zusammenhörigkeit und Stärkung des WIR-Gefühls, Rituale für das Feiern von Erfolgen und Meilensteinen, Rituale zur Reduzierung von Unsicherheit, resp. Steigerung der Sicherheit und Rituale für Übergangssituationen. Damit ein WIR, eine verbindende Identifikation, Lust auf Veränderung und der viel zitierte Heimathafen für alle Mitarbeiter entstehen kann. Die Bandbreite von Ritualen reicht von abteilungsübergreifenden Kaffee- und Dialog-Treffs über spezielle Team-Events bis zu Ritualen für die Verabschiedung alter Strukturen und speziellen Events für die Übergangs-Perioden sowie institutionalisierte Treffen für erfolgreiche Change-Geschichten.

Fazit

Rituale  wirken auf die Emotionen und Gefühle und sind dadurch wichtige Verstärker und Treiber für Aktionen, Handlungen und das Tun. Rituale bekommen gerade in Zeiten gestiegener Komplexität, grösserer Unsicherheiten und immer wieder neuer Veränderungen eine enorme Bedeutung für mehr Stabilität, mehr  Sicherheit und mehr Gemeinsamkeit. Wichtige Grundlage dafür, dass notwendige Veränderungen in Organisationen und Unternehmen ihre erwünschte Wirkung erzielen können.


Feedback, Anregungen, Ergänzungen, eigene Erfahrungen, Fragen 

Wir freuen uns, wenn Ihnen diese Geschichte gefallen hat und sie für Ihre Veränderungs-Prozesse Bestätigung oder neue Erkenntnisse gewonnen haben. Wir freuen uns auch, wenn Sie diese Geschichte in ihrem beruflichen Umfeld weiter verwenden und ganz besonders freuen wir uns, wenn Sie dabei auf die Quelle hinweisen. So kann ein vernetzter Dialog mit Change- und Transformation-Spezialisten entstehen.

Robert Müller

rm@compagon.com